MDK-Gutachten: So klagen Sie erfolgreich beim Sozialgericht

Seniorin ist unzufrieden mit MDK-Gutachten

Wenn Sie einen pflegebedürftigen Angehörigen haben, ist es von größter Bedeutung, dass die Einschätzung des Pflegegrades korrekt ist. Andernfalls könnte es sein, dass die Pflegekasse Sie entweder überhaupt nicht oder nicht in dem Maße unterstützt, wie es notwendig wäre. Die Beurteilung des Pflegegrades erfolgt anhand eines Gutachtens des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK). Dieses Gutachten ist die Grundlage für die Entscheidung über den Pflegegrad. Es kann jedoch vorkommen, dass das Gutachten Fehler aufweist oder die Bedürfnisse des pflegebedürftigen Angehörigen nicht vollständig berücksichtigt. In einem solchen Fall ist es wichtig zu handeln, um die korrekte Einstufung des Pflegegrades zu erreichen.

In den nachfolgenden Abschnitten dieses Artikels werden wir uns genauer mit dem Thema “MDK-Gutachten anfechten” befassen. Sie erfahren, was das MDK-Gutachten eigentlich ist, wie Sie Widerspruch gegen ein MDK-Gutachten einlegen können und welche Möglichkeit Sie haben, wenn ein fehlerhaftes MDK-Gutachten vorliegt. Doch bevor wir tiefer in die Materie eintauchen, möchten wir Ihnen in diesem Abschnitt einen Überblick über die verschiedenen Aspekte geben, die im Zusammenhang mit einem MDK-Gutachten stehen.


Was ist das MDK-Gutachten?

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen, kurz MDK, hat die Aufgabe, gesetzliche Kranken- und Pflegekassen in medizinischen Fragen zu beraten. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass alle Versicherten nach den gleichen Standards beurteilt und behandelt werden müssen. Die Pflegekasse beantragt ein MDK-Gutachten, um fundierte Leistungsentscheidungen zu treffen. Ein Sachverständiger des MDK besucht die pflegebedürftige Person zu Hause, um verschiedene Faktoren zu prüfen und zu bewerten, welche für die Bestimmung des Pflegegrades relevant sind. Anschließend leitet der Gutachter das MDK-Gutachten an die Pflegekasse weiter, die dann den Pflegegrad festlegt. Sie beziehungsweise Ihr Angehöriger erhalten das Ergebnis des MDK-Gutachtens in einem förmlichen Bescheid. Dieser Bescheid informiert über den zuerkannten Pflegegrad und die Begründung dafür. Dieses Gutachten bildet somit die Grundlage für die Gewährung von Leistungen aus der sozialen Pflegeversicherung.

Zusätzlich zu den bereits genannten Informationen können Sie im Gutachten auch Hinweise finden, welche Aspekte in der Begutachtung berücksichtigt wurden. Die Feststellung des Pflegegrades erfolgt anhand einer Punkteskala, die sich aus verschiedenen Kategorien zusammensetzt, darunter Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung, sowie die Bewältigung von und Teilhabe an sozialen Kontakten und Alltagsleben. All diese Bereiche fließen in die Gesamteinschätzung mit ein, die den Pflegegrad bestimmt.

Pflegebegutachtungen der Medizinischen Dienste 2022 nach beantragter Leistung

  • Ambulante Pflege (88%)
  • Vollstationäre Pflege (11.6%)
  • Vollstationäre Einrichtungen der Behindertenhilfe (0.4%)


Widerspruch gegen ein MDK-Gutachten einlegen

Ein Großteil der Erstanträge wird abgelehnt oder der Pflegegrad wird zu niedrig eingestuft. Auch die Sachverständigen des MDK machen leider manchmal Fehler bei der Begutachtung. Doch nur wenige legen Widerspruch gegen das MDK-Gutachten ein, da sie den Aufwand und die Komplexität des Verfahrens fürchten. Aufgrund der hohen Fehlerquote ist es jedoch wichtig, den Pflegegrad Ihres Angehörigen gegebenenfalls anzuzweifeln. Auf dem Bescheid befindet sich in der Regel eine Frist, in der Sie Widerspruch einlegen können. Dies muss postalisch geschehen. Dabei sollte Ihr Widerspruch folgende Inhalte aufweisen:

  • Aktenzeichen
  • Versicherungsnummer
  • Ausstellungsdatum des Bescheides
  • Erklärung des Widerspruchs
  • Bitte um Akteneinsicht

Um die Frist zu wahren, reicht bereits ein formloser Widerspruch. Die genaue Begründung des Widerspruchs kann in einem separaten Schreiben nachgereicht werden. In dieser sogenannten fachlichen Begründung sollten Sie neue Aspekte nennen, die im MDK-Gutachten gar nicht vorkommen beziehungsweise vernachlässigt wurden. Auch falsche Sachverhalte sollten genannt und berichtigt werden. Die Einschätzung des behandelnden Arztes oder einer medizinischen Einrichtung können ebenfalls hilfreich sein. Wenn Sie ein Pflegetagebuch führen, in dem sie den Ablauf der Pflege genau dokumentieren, sollten Sie dies gemeinsam mit der fachlichen Begründung an die Pflegekasse senden. Diese beauftragt anschließend einen weiteren Gutachter des MDK, der Ihren Angehörigen besucht und die neuen Sachverhalte oder Unstimmigkeiten überprüft.

Pflegegrade und Pflegegeld in Deutschland

Pflegegrad Voraussetzungen Höhe des Pflegegeldes (pro Monat)
1 Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit Kein Pflegegeld, nur Sachleistungen
2 Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 332 Euro
3 Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 573 Euro
4 Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit 764 Euro
5 Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit mit besonderen Anforderungen an die pflegerische Versorgung 946 Euro

Nach der Begutachtung erhalten Sie einen neuen Bescheid. Sollte auch dieser nicht das gewünschte Ergebnis bringen, können Sie Ihr Anliegen dem Widerspruchsausschuss der Pflegeversicherung vorlegen. Dieser Ausschuss besteht aus Vertretern der Pflegekasse, Versichertenvertretern und Gewerkschaftlern. Hier müssen Sie ihre Argumente noch einmal persönlich vortragen. Anschließend erhalten Sie einen klagefähigen Bescheid, den Sie dem Sozialgericht vorlegen können.

Sollten Sie Unterstützung beim Widerspruch gegen eine Pflegegradeinstufung benötigen, kontaktieren Sie uns gerne, wir stehen Ihnen zur Seite.

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Fehlerhaftes MDK-Gutachten – letzter Weg Klage beim Sozialgericht

Das Klageverfahren vor dem Sozialgericht ist der letzte Weg, um gegen ein fehlerhaftes MDK-Gutachten vorzugehen. Sie müssen den klagefähigen Bescheid innerhalb der gesetzten Frist beim Sozialgericht einreichen. Hierbei ist es ratsam, juristischen Beistand in Anspruch zu nehmen.

Es besteht die Möglichkeit, dass im Falle eines positiven Urteils die Pflegekasse die Anwaltskosten übernimmt. Zudem kann ein Anwalt prüfen, ob Sie Anspruch auf Prozesskostenhilfe haben. Dies ist besonders relevant, da Gerichtsverfahren sich oftmals langwierig gestalten können.

Voraussetzungen und Ablauf einer Klage beim Sozialgericht

Bevor eine Klage beim Sozialgericht eingereicht wird, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Es ist ratsam, sich hierbei von einem Rechtsanwalt für Sozialrecht beraten zu lassen, da dieser die individuelle Situation einschätzen und bei Bedarf weitere Schritte einleiten kann. Die Klage muss fristgerecht und in der richtigen Form beim zuständigen Sozialgericht eingereicht werden. Der genaue Ablauf einer Klage beim Sozialgericht sowie die zu beachtenden Fristen und Formalitäten variieren je nach Einzelfall und sollten daher von einem Experten begleitet werden.

Begründung und Beweisführung

Die Begründung der Klage sollte gut durchdacht und fundiert sein – insbesondere im Hinblick auf die Fehlerhaftigkeit des MDK-Gutachtens. Hierbei kann es hilfreich sein, neue ärztliche Gutachten oder weitere medizinische Dokumentationen als Beweismittel vorzulegen. Ein erfahrener Anwalt kann nicht nur bei der juristisch korrekten Formulierung der Klage behilflich sein, sondern auch bei der Auswahl und Beschaffung relevanter Nachweise und Gutachten.

Verhandlung und Entscheidung

Nach Einreichung der Klage findet in der Regel eine mündliche Verhandlung vor dem Sozialgericht statt. Hier haben alle Parteien die Möglichkeit, ihre Standpunkte darzulegen und aufgeforderte Beweise vorzulegen. Anschließend fällt das Gericht ein Urteil, das je nach Ausgang verschiedene Konsequenzen für die Beteiligten haben kann. Es ist wichtig, sich auf diese Verhandlung sorgfältig vorzubereiten und gegebenenfalls professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Fazit und Ausblick

Die Klage beim Sozialgericht sollte stets als letztes Mittel in Betracht gezogen werden, da sie mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Es ist ratsam, bereits im Vorfeld professionelle Beratung und Vertretung durch einen spezialisierten Rechtsanwalt in Anspruch zu nehmen. Letztendlich kann die Klage jedoch notwendig sein, um die eigenen Interessen bestmöglich zu vertreten und ein fehlerhaftes MDK-Gutachten anzufechten.